Berliner Wanne – Das Kiez-Cargo-Bike
Architektur-Abschlußarbeit (BA) an der UdK Berlin
2015
Eine zentrale Fragestellung meiner Arbeit ist, wie städtische Mobilität anders gedacht werden und diese dazu beitragen kann, unsere Städte lebenswerter zu
machen. Wie können Cargo-Bikes zum nötigen Mobilitätswandel z.B. in Berlin beitragen können?
Die Arbeit besteht aus drei Teilen: des Sharing-Systems, des Sharing-Cargo-Bikes und der Sharing-Architektur.
Sharing-System
Spätestens seit Airbnb, Uber oder Carsharing-Plattformen sowie DriveNow ist das Prinzip der Sharing Economy in aller Munde. Das ist einfach: Statt
selbst hohe Beträge in Eigentum zu investieren, werden Gegenstände, Räume oder Fortbewegungsmittel geteilt und gemietet. Auch bei Fahrrädern wird schon länger dieses Geschäftsmodell
angewandt, z.B. bei dem Fahrradverleihsystem von der Deutschen Bahn, Call a Bike. Diese schon bestehenden Ansätze greift das Sharing-System »Berliner Wanne« auf. Auf
Kiez-Ebene wird für Bewohner_innen ein Cargo-Bike-Verleih-System entwickelt, das dabei hilft, auf die Anschaffung von einem Auto zu verzichten. Zum Einkaufen, für kleine Transporte, für
Ausflüge in den Park – gerade diese kurzen Strecken (last mile – first mile) ist die »Berliner Wanne« gedacht. Das Sharing-System ermöglicht das Nutzen von Cargo-Bikes ohne teure
Anschaffung und Reparaturen.
Zielgruppe als Nutzer_innen ist die gesamte Nachbarschaft. Die lokalen Fahrradläden werden zu Vertragspartnern, die die Reparturen und die Wartung übernehmen. Das Ganze ist als
Genossenschaft organisiert.
Der Kreuzberger Großbeerenkiez ist das erste Pilotgebiet des Cargo-Bike-Verleih-Systems »Berliner Wanne«. Über die nächsten zehn Jahre werden hier »Bik-O-maten«, Ausleiharchitekturen über diesen Kiez verteilt.
Sharing-Cargo-Bikes
Wie ist ein Cargo-Bike gestaltet, das möglichst viele Bedürfnisse erfüllt?
Bei genauer Betrachtung erweisen sich einspurige Vorderlader als Allrounder. So auch die »Berliner Wanne«, mit einer Zuladung von 100kg und einem festen Korb, ist für den alltäglichen
privaten Lastentransport bestens ausgerüstet. Fahrrad- und Behälterrahmen bilden eine statische Konstruktion.Die Laufruhe resultiert aus der Kombination aus langem Radstand und sehr
direkter Seilzuglenkung. Das macht sie auch für ungeübte Fahrer_innen attraktiv. Die Lenkung wird durch ein Edelstahldrahtseil auf das Vorderrad übertragen, diese Technik verkleinert den
Wendekreis im Vergleich zur häufig verwendeten Stangentechnik.
Sharing-Architektur
Die »Bik-O-maten« haben eine Grundfläche von 2,5 auf 6m – also ein normierter Autostellplatz. Sie sind modular und können in verschiedenen Größen
aufgebaut werden (S-M-L-XL).
Die Gestaltung, die Materialität, die Farbigkeit und die Form des »Bik-O-maten« und des Cargo-Bikes sprechen die gleiche Sprache.
Auch die Inszenierung des Innenlebens des »Bik-O-maten« steht in Analogie zur bewegenden Mechanik des Fahrradantriebs.
Die Fördertechnik ist als Paternoster konzipiert und ermöglicht einen komfortablen Zugang zu den Cargo-Bikes – per Chipkarte.
Die Konstruktion besteht aus einem Bock mit biegesteifen Ecken.
Die Aussenhaut aus tranzluzentem, recyclten PE im oberen Bereich und dem Streckmetall aus Stahl im Sockelbereich, trägt eine Struktur aus Stahlrohr mit rundem
Querschnitt.
Das Fundament bildet eine frostfrei gegründete Bodenplatte. Die daraufliegende modulare Betonstruktur ist Umraum des »Bik-O-maten« und gleichzeitig Stadtmöbel mit Sitzmöglichkeiten und
Service-Station (z.B. mit einer integrierten öffentlich zugänglich Luftpumpe).
Als eine Art Automat steht der »Bik-O-mat« in ständiger Verfügbarkeit – rund um die Uhr.
Betreuer war Prof. Dr.-Ing. Christoph Gengnagel.